Historische Entwicklung der Pferdeheilkunde

Die nachfolgende Aufstellung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie ist das Ergebnis eigener Recherche. Wir möchten damit den Ursprung der Pferdeheilkunde und die historische Entwicklung veranschaulichen.

Tiere werden seit ca. 12.000 Jahre behandelt.

In den vergangenen 100 Jahren hat auch in der Tiermedizin der Fortschritt und die moderne Wissenschaft Einzug gehalten. Für die Heilung und Pflege unserer Haustiere verwenden wir die unterschiedlichsten Techniken, oft werden diese aus der Humanmedizin übernommen.

Vor 12.000 Jahren machte die Menschheit mit der Domestizierung von Wildtieren auch die ersten Schritte in der Tierheilkunde. In menschlicher Obhut überlebten auch schwächere Tiere, es fehlte die natürliche Selektion und so kam es zu erhöhter Anfälligkeit gegenüber Krankheiten. Der Mensch musste sich ihrer Gesunderhaltung annehmen.

Das Altertum

In China und Indien entwickelten sich eigenständige Heilkonzepte:
die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und die ayurvedische Medizin. In Taiwan, Korea, Japan und Vietnam wurde der Begriff der „chinesischen Medizin“ nicht übernommen. Dort hat sich für die chinesische Medizintradition die Bezeichnung Oriental Medicine durchgesetzt.

Die traditionelle chinesische Medizin hat ihren Ursprung vor Jahrtausenden, Archäologen fanden Akupunkturnadeln aus Bambus, Fischgräten und Knochenspitzen, die ältesten Funde wurden auf 8000 v. Chr. datiert. Bereits im 11. Jahrhundert v. Chr. war die Tiermedizin in China eine eigenständige Disziplin.

Aus der Shang Dynastie (1766 bis 1066 v. Chr.) liegen erste Aufzeichnungen über chinesische Veterinärakupunktur vor. Zu dieser Zeit lebte im Königreich Qin der Reitergeneral Sunyang, der Pferde mit Akupunktur aus Bronzenadeln und Moxibustion behandelte.

365 v. Chr. schrieb Huang Di Nei Ying das älteste Lehrbuch der Akupunktur: „Innerer Klassiker des gelben Kaisers“ den ersten Grundlagentext der Humanmedizin und Veterinärakupunktur sowie Moxatherapie.

Während der Sui- (589- 618 n. Chr.) und Tang- (618- 907 n. Chr.) Dynastien wurden in China erste Veterinärschulen gegründet und Bücher über die Behandlung von Haustieren verfasst, es entstand der erste Atlas der Meridiane und Akupunkturpunkte am Pferd.

Während der Ming-Dynastie (1368- 1644 n. Chr.) schrieben Yu Pen-Yuan und Yu Pen-Heng ein Buch zur Pferdebehandlung, die Basis der modernen chinesischen Veterinärakupunktur. Die beiden Brüder beschrieben die Pulsdiagnose, die Diagnose schmerzhafter Punkte an den Extremitäten und die ersten Akupunkturmeridiane beim Pferd.

In Lyon wurde 1761 die erste Veterinärschule in Europa gegründet.

In den Sechziger Jahren wurden in China 80 % aller Krankheiten bei Menschen mit TCM behandelt. 1983 wandte Dr. E. Kampfer erstmals Akupunktur in Deutschland an.

Die Antike

In der assyrischen-babylonischen Kultur kommen als Patienten das Pferd und der Esel zu den gängigen Haustierrassen hinzu. Mit Hippokrates (um 460 v. Chr. bis um 370 v. Chr.) beginnt die rational-empirische Humanmedizin, die auch die Tiermedizin beeinflusst.

Aristoteles (384 v. Chr. bis 322 v. Chr.) beschreibt in seinem zoologischem Werk „Historia animalium“ schon Krankheiten, wie Tollwut, Fußgicht, Milzbrand und Fieber. Darüber hinaus wurde anschaulich die Kastration von Tieren geschildert.

Der römische Gelehrte Gaius Plinius Secundus Maior, kurz Plinius der Ältere (24 bis 79 n. Chr.), verfasste eine naturkundliche Enzyklopädie in 37 Bänden, die „Historia naturalis“.
Drei Bände behandeln die Zoologie, dreizehn die Heilkunde.

Das Mittelalter

Zwei Werke spielen hier eine zentrale Rolle: die arabische Version der Hippiatrie des Theomnest und das „Kitab al-Baytara“, eine Sammlung alter arabischer Handschriften. Als Zweites das Buch der Reitkunst und Pferdeheilkunde.
Beide Schriften entstanden in der Mitte des neunten Jahrhunderts, haben aber wesentlich ältere Quellen. Diese „Hippiatrica arabica“ ist die massgebliche Verbindung des hippiatrischen Erbes der Antike im arabischen Sprachraum des Frühmittelalters zur Entwicklung der Pferdeheilkunde im spätmittelalterlichen Abendland.

Die arabische Tiermedizin befasst sich in der Hauptsache mit Pferden und Maultieren, die fast ausschließlichen die Patienten der mittelalterlichen arabischen Veterinäre waren. Diese gut bezahlten und angesehenen Spezialisten befassten sich nicht mit Hunden, Katzen oder gar Nagetieren. Die Behandlung von Kamelen überließ man den Beduinen.

Tiermedizin im deutschsprachigen Raum

Die älteste veterinärmedizinische Hochschule im deutschen Sprachraum ist die 1765 als Lehrschule zur Heilung der Viehkrankheiten gegründete Veterinärmedizinische Universität Wien.

Auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland geht die akademische Ausbildung in der Veterinärmedizin ins Jahr 1771 zurück und hat ihre Wurzeln an der Universität Göttingen.

Zu dieser Zeit erhielt der deutsche Gelehrte Johann Christian Polycarp Erxleben (1744 bis 1777) die Genehmigung, das Vieharzney-Institut an der Universität zu gründen.

Das heutige Tierärztliche Institut der Georg-August-Universität Göttingen ist somit die älteste und erste universitäre Bildungsstätte für Veterinärmedizin in Deutschland. An der allerdings heute kein Studium der Veterinärmedizin möglich ist.

Die älteste, noch bestehende, eigenständige tiermedizinische Hochschule in Deutschland ist die 1778 unter der Regentschaft von Georg III. als Roßarzney-Schule gegründete Tierärztliche Hochschule Hannover, seit 2003 Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.

Orientalisches Gleichnis

Abschließen möchten wir unseren kurzen Exkurs in die Historie der Tiermedizin mit einem orientalischen Gleichnis

Der Sufi und das Pferd

Da war einmal ein Sufi, der besaß ein wunderschönes Pferd. Eines Abends hatte man vergessen, das Gatter zu schließen und so kam es, dass das Pferd am nächsten Morgen verschwunden war.

” So ein Pech!” bemitleidete ihn sein Nachbar, doch der Sufi sagte nur: “Vielleicht”.

Ein paar Tage vergingen. Das Pferd kehrte zurück und mit ihm auch noch einige Wildpferde.

“So ein Glück!” sagte sein Nachbar, doch der Sufi meinte nur: “Vielleicht”.

Am nächsten Tag wollte der Sohn des Sufi eines dieser Wildpferde zureiten, stürzte jedoch dabei und brach sich ein Bein.

“So ein Pech!” bemitleidete ihn wiederum sein Nachbar, doch der Sufi sagte nur: “Vielleicht“.

Kurze Zeit später kamen Bedienstete des Königs auf der Suche nach jungen Männern für den bevorstehenden Krieg vorbei und nahmen die Söhne aller Nachbarn mit. Nur der verletzte Sohn des Sufi konnte zu Hause bleiben.

Quellen: Akupunktur in der Tiermedizin, Wikipedia, Uni-Pur.